Rapport de stage

Thalia
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Bäckerin/Konditorin

Mein Name ist Thalia und ich stecke mitten in der Lehre als Bäckerin-Konditorin und nun wagten wir uns in einer Gruppe von 9 Bäckerinnen auf ein ganz spezielles Abenteuer in Ruanda. Die Arbeit hier ist ganz anders, das fällt uns als Erstes auf. Wir sind Lehrerinnen und Lernende in einem.


Als in der Berufsschule ein Flyer zum Projekt von NezaRwanda ausgeteilt wurde, waren ich und die Lernende im selben Jahr wie ich aus meinem Betrieb direkt begeistert. Die anderen 7 Teilnehmer kannten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Nach langem Recherchieren zum Land und dem Praktikum haben wir uns angemeldet und waren schon bald auf dem Weg nach Ruanda.


In Ruanda haben wir 3 Wochen lang in einem einfachen Hotel übernachtet und eine Woche in einer Unterkunft für Studenten verbracht, als wir in einer Hotellerie-Schule mitgeholfen haben. In sieben Bäckereibetrieben haben wir in Ruanda mitgearbeitet. Es ist vieles ganz anders als bei uns, das wissen wir alle. Improvisation ist in verschiedenen Situationen gefragt, etwa als wir den ruandischen Mitarbeitenden zeigen wollten, wie in der Schweiz Rüeblikuchen gebacken wird. Sie kennen das in Ruanda auch, einfach ganz anders. Auch unser Rüeblikuchen wurde anders. Als wir auf dem Markt einkaufen wollten, gab es weder Rüebli noch gemahlene Haselnüsse. Stattdessen kauften wir Äpfel und gemahlene Erdnüsse. Auch daraus entstand ein feiner Kuchen.


Mehlqualität, die von Sack zu Sack anders ist, Backöfen, die sich kaum einstellen lassen – hier in Ruanda funktioniert alles ganz anders. Aber nach einer Eingewöhnungszeit ist das ganz normal. Es wird nicht alles so ernst genommen wie in der Schweiz, auch das ist mal gut für eine Abwechslung. Kürzlich mussten wir eine Backofentür mit Holzstäben fixieren, weil sie vorher immer aufging. Auch Dampföfen gibt es keine. Wir versuchen, mit einem Blech voller Wasser Dampf herzustellen, aber auch das gelingt nicht immer. So mussten wir also auf einige Rezepte verzichten und dafür Neues ausprobieren.


Es macht uns Spass, unser Wissen aus unseren Lehrbetrieben weiterzugeben, den Arbeitskollegen zu zeigen, wie Zöpfe hergestellt werden. Mittlerweile machen sie Zopfteig selbstständig, das Flechten aber müssen wir wohl noch ein paar Mal zeigen. Gleichzeitig lernen wir auch viel von den einheimischen Bäckerinnen und Bäckern. Es ist ein sehr spannender Einblick.


Ein weiterer markanter Unterschied ist dieser: Während unser Arbeitstag in der Schweiz jeweils um 3 Uhr morgens beginnt, starten einige Bäckereien in Ruanda ihre Tätigkeit erst um 8 Uhr. "Hier ist es normal, dass man erst ab 3 Uhr Brot kaufen kann."


Wir sind in Ruanda, um in eine andere Kultur einzutauchen, was unseren Beruf betrifft, aber auch das Alltagsleben. Auf einem Markt liessen wir uns nun typisch ruandische Kleider schneidern. Apropos Markt oder überall in der Öffentlichkeit: Uns fällt auf, dass wir immer angesprochen werden. Noch nie haben uns so viele Menschen Komplimente gemacht. Ausserhalb der grossen Städte haben einige Leute auch noch nie weisse Menschen gesehen, wie wir dort genannt wurden: Mzungus.


Auch von der Natur durften wir viel sehen. Zum Beispiel im Nyungwe Nationalpark, wo wir auf den Strassen riesige Gruppen von Affen gesehen haben. Im gleichen Wald, wo wir auch ein Schimpansentrekking gemacht haben. Eine ganze Gruppe von Schimpansen sahen wir von Baum zu Baum schwingen. Nicht nur Affen haben wir in Ruanda angetroffen. Als wir eine Safari im Akagera Nationalpark machen konnten, sahen wir Tiere wie Zebras, Giraffen, Warzenschweine, Nilpferde, Nashörner, sogar eine ganze Löwenfamilie, die man nur selten beobachten kann. Nur Elefanten konnten wir keine sehen.


Mir sowie allen anderen in der Gruppe haben diese 4 Wochen enormen Spass gemacht. Auch wenn es viel Umstellung brauchte, haben wir sehr viel gelernt und konnten viel mitnehmen.


Zum Abschluss möchte ich mich bei der Organisation Neza Rwanda bedanken, die das Praktikum ermöglicht hat, sowie bei visite, die das Projekt finanziell unterstützt.