Erfahrungsbericht

Domenico
Kaufmann

Erfahrungsbericht von Domenico

Hallo zusammen! Mein Name ist Domenico und ich bin 19 Jahre alt. Ich mache die kaufmännische Ausbildung bei der kantonalen Verwaltung in Solothurn und bin im dritten Lehrjahr. Meine Berufsbildnerin, Sabrina Ryser, hat mir eine Broschüre von Visite gezeigt. Visite wurde 1998 von Rotary Schweiz/Lichtenstein als Programm gegen die Jugendarbeitslosigkeit gegründet. Begonnen wurde mit Austauschen, um die Einstiegschancen nach der Berufslehre mit dieser zusätzlichen Erfahrung zu erhöhen. Heute kann der Austausch auch während der Ausbildung erfolgen. Über 70 Lernende sammeln jedes Jahr in einer anderen Umgebung neue Berufs- und Lebenserfahrungen. Meine Berufsbildnerin und ich wollten dies gerne mal ausprobieren und ich habe mich mit dem Formular angemeldet. Der Rotary Club Zürich Flughafen hat mich an die Stadtverwaltung Kloten und an die Familie Grete vermittelt.

In der ersten Woche war ich im Zivilstandsamt (ZA). Das ZA ist im Stadthaus Kloten. Die Mitarbeiter/innen erklärten mir, dass das ZA nicht nur heiraten bedeutet, sondern vieles mehr wie z.B den Tod einer Person eintragen, eine Anerkennung erstellen, eine Geburt eintragen, eine eingetragene Partnerschaft eintragen etc. Falls Verdacht entsteht, dass zwei Menschen eine "Scheinehe" eingehen möchten und dies dem ZA komisch erscheint, machen die Zivilstandsbeamten/innen eine Befragung. Scheinehe bedeutet, dass ein ausländischer Mann oder eine ausländische Frau, eine in der Schweiz lebende Person heiraten möchte, um eine Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz zu erlangen. Bei der Befragung wählt der/die Mitarbeiter/in Fragen aus, die man vom Partner/in wissen sollte oder fragt nach Dingen, die etwas merkwürdig sind (z.B. der Altersunterschied ist hoch, sie kennen kaum Personendaten voneinander, sie antworten bei gleichen Fragen unterschiedlich). Das ZA in Kloten ist unter anderem zuständig für die Stadt Kloten, die Gemeinden Bassersdorf, Nürensdorf, Dietlikon und die Stadt Opfikon. Ich durfte an zwei Trauungen dabei sein und es war eine super Erfahrung. Das ZA ist auch gleichzeitig das Bestattungsamt in der Stadt Kloten. Nachdem eine Person stirbt, erhält das ZA die Meldung. Das ZA erstellt eine Todesurkunde und das Bestattungsamt kontaktiert die Angehörigen, um mit ihnen die Bestattungswünsche und den Bestattungsablauf zu besprechen, um anschliessend die Kremation (Verbrennung der Leiche) oder eine Erdbestattung (z.B. mit Sarg) vorzubereiten.

Die zweite Woche habe ich im Pflegezentrum Spitz absolviert. Das Pflegezentrum besteht aus einem Haupthaus und vier Aussenstationen und bietet Platz für 145 Bewohner/innen. Ich war in der Administration. Die dortigen Mitarbeitenden erledigen täglich vielfältige Arbeiten, unter anderem Abrechnung der Cafeteriakasse, Sortieren und Verteilen der Post für die Bewohner/innen und Mitarbeitenden, Erfassen von Ein- und Austritten etc. Die Administration ist die Drehscheibe von allen fünf Standorten, sowohl für Mitarbeitende wie auch für Bewohner/innen, Angehörige und andere Institutionen. Meine Bezugsperson zeigte mir alle fünf Standorte und Arbeiten, welche gemacht werden müssen. Ich durfte viel selbstständig arbeiten und konnte bei einer Sitzung dabei sein und auch das Protokoll schreiben.
In dieser Woche wurde im Pflegezentrum Fasnacht gefeiert. Ich durfte an diesem Event teilnehmen. Es ist schön, dass das Pflegezentrum Spitz solche Events für die älteren Personen organisiert und durchführt und auch jüngere Leute mitmachen. Es hat mir sehr viel Spass gemacht und ich denke, es hat auch den Bewohner/innen viel Freude bereitet.

In der dritten Woche war ich in der Finanzverwaltung. Diese befindet sich wie das Zivilstandsamt auch im Stadthaus Kloten. Die Finanzverwaltung ist zuständig für die Finanz-, Debitoren-, und Kreditorenbuchhaltung. Die Mahnläufe, Verbuchungen der Debitoren-, und Kreditorenrechnungen, das Kontrollieren des Post- und Bankkontos etc. laufen in dieser Abteilung. Ich habe die Mitarbeitenden bei den Verbuchungen der Kreditorenrechnungen unterstützt.

Ich wohnte für drei Wochen bei meiner Gastfamilie, Frau Esther und Herr Dr. Walter Grete in Bachenbülach. Das Haus war riesig und ich hatte ein grosses Zimmer. Es war schön und gemütlich eingerichtet. Ich konnte mit Walter und Esther sehr gut über Politik, Geschichte oder aktuelle Ereignisse diskutieren. Sie zeigten mir Bülach, Kloten und Zürich. Es ist bemerkenswert, wie schnell die Stadt Bülach gewachsen ist und wie es noch vor ca. 50 Jahren ausgesehen hat. Walter zeigte mir an einem Samstag einen Teil der Stadt Zürich. Er war einmal ein Stadtführer und wusste deshalb viel über die Stadt und dessen Geschichten zu erzählen. Er konnte mir aber nur einen Teil der Stadt zeigen, da wir sonst mehr als einen Tag benötigt hätten.
An einem Sonntag gingen Walter, Esther und ich zum Flughafen Zürich auf die Zuschauerterrasse. Da an diesem Sonntag der Sturm "Sabine" in anderen Ländern gewütet hat, war der Flugverkehr sehr eingeschränkt. Am letzten Abend nahmen wir an einer musikalischen Komödie im Theater von Bachenbülach teil. Das Stück heisst "OH ALPENGLÜHN!" und es geht um eine erfolgreiche Musicaldarstellerin, die unter der Verfolgung durch die Presse, ihren Manager, ihren Produzenten und ihren Ehemann leidet. Die Komödie war unterhaltsam und hat mir sehr gefallen. Das Theater an sich war mit viel Liebe zum Detail ausgestattet. Walter und Esther sagten mir, dass der Rotary Club Zürich Flughafen am Neubau des Theaters beteiligt war.

Zusammenfassend möchte ich mich bei der Stadtverwaltung Kloten, dem Rotary Club Zürich Flughafen und der Familie Grete für den Austausch sehr bedanken. Es hat mir grossen Spass gemacht und ich habe sehr viel Neues dazugelernt, was ich persönlich und beruflich sehr nutzen kann. Dank diesem Austausch interessiert mich der Beruf als Zivilstandsbeamter noch viel mehr und ich möchte diesen Beruf evtl. in ein paar Jahren selbst ausüben. Die Mitarbeitenden und die Lernenden in den verschiedenen Abteilungen waren sehr freundlich und hilfsbereit und ich konnte mich gut mit ihnen austauschen. Allgemein waren die Kommunikation und die Planung sehr gut organisiert und ich fühlte mich immer sehr wohl. Ich empfehle diesen Austausch allen Lernenden, die gerne in einen anderen Kanton oder Bereich Einblick erhalten möchten. Es lohnt sich!