Experience report

Nick
Kaufmann

Austausch Login Berufsbildung AG in Bern, Schweiz nach Gebrüder Weiss Gesellschaft m.b.H. in Lauterach, Österreich

Mein Name ist Nick Arber und ich absolviere eine kaufmännische Lehre bei login Berufsbildung. Zurzeit arbeite ich bei der SBB in Bern und bin im dritten Lehrjahr. Auf das Austauschprojekt «Lernende besuchen Lernende», kam ich durch meinen Vater. Er ist Berufsdienstverantwortlicher im Rotaryclub Solothurn. Wir hatten bereits zwei Lernenden aus Deutschland bei uns zu Besuch. Die Geschichten und Erfahrung, welche sie über den Austausch erzählten, bewogen mich dazu, ebenfalls einen Austausch zu machen.

Nach fast vier Stunden Reise kam ich in Dornbirn, Österreich an. Am Bahnhof holte mich Herbert Hug vom Rotary Club Dornbirn ab und fuhr mich zu meiner Unterkunft (Das Kolpinghaus ist eine Art Jugendherberge). Anschliessend konnte ich umgehend mein Zimmer beziehen. Am Abend zeigte mir Herbert Hug und seine Frau die Stadt und luden mich zum Essen ein.

Am Montagmorgen, meinem ersten Arbeitstag, holte mich Elmar Marent, ebenfalls Rotarier vom Rotaryclub Dornbirn in meiner Unterkunft ab und fuhr mich zu meinem Arbeitsort in Wolfurt. Mein Arbeitsplatz für die ersten acht Tage war die Zweigniederlassung der Gebrüder Weiss im Güterbahnhof Wolfurt. Im Bürogebäude empfing mich Frau Tessadri, meine Lehrlingsverantwortliche für die ersten acht Tage. Sie erklärte mir das Areal und zeigte mir das Gebäude und meinen Arbeitsplatz.

Die ersten acht Tag im Landverkehr:

In den ersten drei Tagen war ich in der Zollabteilung.Wir übernahmen die Verzollung der Ware aus dem EU-Raum in die Schweiz und stellten so einen reibungslosen Grenzüberschritt in die Schweiz sicher.Die Mitarbeitenden der Zollabteilung waren sehr nett und erklärten mir alle Teile des Zollwesens, eine Tätigkeitsgebiet mit welchem ich in meinem Ausbildungsbetrieb noch nie in Berührung kam. Am Tag vier und fünf war ich in der Lagerlogistik. Wir bekamen diverse Kundenaufträge per Mail. Ich konnte mit den Mitarbeitenden die Lieferpapiere erstellen und die Ware aus dem Lager elektronisch auslagern. Anschliessend brachten wir die Papiere ins Lager, damit die Ware aus dem Lager geholt und in die Lastwagen verladen werden konnte. Am zweiten Arbeitstag half ich im Lager. Wir entluden alle ankommenden Lastwagen und bereiteten die Ware für das Lager vor. Später beluden wir Lastwagen mit dem nötigen Material. Das Highlight des Tages war, dass ich mit den Hochregalfahrzeugen Ware aus dem Lager hohlen und verstauen und in einen Lastwagen sitzen durfte. Die Arbeit war für mich eine tolle Erfahrung, da ich in meinem Ausbildungsbetrieb nur im Büro arbeite. Die körperliche Arbeit ist anstrengend, dafür sieht man die geleistete Arbeit und bewegte Ware.

In der zweiten Arbeitswoche war ich von Montag bis Mittwoch in der Abteilung Schweiz. An meinem siebten Arbeitstag disponierten wir die Ware auf die verschiedenen Lastwagen und stellten die Papiere für die Fahrer aus. Es war sehr spannend, da wir zu wenig Platz im Lastwagen hatten und nun entscheiden mussten, welche Waren wir im Lager stehen lassen und welche zugestellt wird. Am achten Arbeitstag war ich in der Disposition. Hier erstellte ich die Arbeitseinsätze für den übernächsten Tag und berechnete die Fahrtrouten der Fahrer.
Wechsel in den Standort Luft- und Seefracht in Wolfurt:

Nach acht der fünfzehn Tag meines Austausches wechselte ich in die Luft- und Seefracht in Wolfurt. Die beiden Bereiche gehören beide der Gebrüder Weiss GmbH an. Ansonsten haben sie nicht viel gemeinsam und das Gebäude liegt etwa 300 Meter entfernt von meinem bisherigen Arbeitsplatz. Frau Sonja Thaler, meine Lehrlingsverantwortliche für die restlichen eineinhalb Wochen begrüsste mich im Air and Sea Terminal. Sie erklärte mir in einem kurzen Gespräch die Abteilunge des Standortes und das Programm für die verbleibenden sieben Tagen.


Am ersten Tag in der Luft- und Seefrachtabteilung war ich beim Verantwortlichen für H.S.E.Q. (Health, Security, Environment und Quality) sowie für Schäden und Controlling der Luft- und Seefracht. Er hat mir seine täglichen Aufgaben und Probleme gezeigt. Die Beispiele von Schäden und wie diese entstanden sind, war für mich sehr spannend. Oft sind Schäden auf eine Reihe von blöden Zufällen zurückzuführen. Ein Schaden heisst nicht immer, dass etwas kaputtgehen muss, sondern dass unvorhergesehene Mehrkosten entstehen. Bei H.S.E.Q hat er mir Aufgaben eines Unternehmens gezeigt, welche wenig bis nichts mit dem Tagesgeschäft eines Logistikunternehmens zu tun haben. Am letzten Tag der zweiten Arbeitswoche war ich in der Verkaufsabteilung der Luft- und Seefrachtabteilung des Standortes Wolfurt. Diese ist Zuständig für alle Kunden im Vorarlberg, Graubünden, Ostschweiz, Liechtenstein und Süddeutschland. Die Kundendaten werden in einer CRM-Datenbank verwaltet. Die Aufgaben der Verkaufsabteilung sind, neue Kunden zu gewinnen und bereits vorhandene zu betreuten.Die letzte Arbeitswoche startete ich im Umschlag / Lager der Luft- und Seefracht. Am Morgen kamen Lastwagen von verschiedene Flughäfen an, welche wir entluden und anschliessend die Ware im Lager sortierten. Im Verlaufe des Tages trafen dann kleinere Lastwagen für die Feinverteilung und Zustellung der Waren ein. Dabei ist in Luft- und Seefracht zu unterscheiden. In der Luftfracht werden mehrheitlich kleiner und teurer Waren transportiert. In der Seefracht transportiert man viel grösserer Mengen. Diese sind nicht dringend, da der Transport auf dem Schiff viel länger dauert. Mich hat die vielfallt der Produkte und alle Destinationen beeindruckt. Wir haben Waren auf Asien, Afrika, Nord- und Südamerika und sogar Australien versandt. Die meiste Ware ging nach China. Es gab aber auch exotische Destinationen wie Bolivien, Ägypten, Mauritius, Kuwait oder Tansania. In der Abteilung Luftfracht Import erhielt ich zuerst vom Teamleiter eine Präsentation über die Aufgaben und Tätigkeiten im Luftfracht Import. Anschliessend beantworteten wir Kundenanfragen und Anfragen von Niederlassungen aus Asien. Dabei ging es um Importware für unsere Region. Ich konnte mit dem Teamleiter die verschiedenen Angebote der Airlines und Flughäfen vergleichen. Wir kalkulierten die Preise für die Offerte und überprüften, ob auf dem Flug noch genügend freie Plätze vorhanden waren. Wichtig ist, dass die Preise immer Richtungsgebunden sind. Bsp. Die Strecke Shanghai – Frankfurt / Frankfurt – Shanghai ist unterschiedlich teuer. Als wir die Angebote verglichen und der Preis kalkuliert hatten, schrieben wir dem Kunden eine Offerte.

Im Luftfracht Export bekamen wir Anfragen für den Lufttransport von Waren aus dem Einzugsgebiet in die ganze Welt. Die Aufgabe war, rasch auf die Anfragen von Kunden zu reagieren und die beste Offerte einzureichen. Dabei sucht man selbst nach freier Kapazität in Flugzeugen und fragt bei mehreren Airlines an. Anschliessend erstellt man die Offerte und hofft, dass man eine Zusage vom Kunden erhält. Ich durfte mit einem Mitarbeiter eine Anfrage für einen Transport nach Houston (USA) bearbeiten. Ich fragte die Airlines Swiss, Lufthansa und United an, ob sie über Kapazität in ihren Flugzeugen verfügt. Das schwierige war, dass die Ware bereits zwei Tage nach Auftragserteilung in Houston sein sollte. Wir erstellten eine Offerte für den Kunden und stellten ihm diese zu. Die Arbeit gefiel mir sehr, da ich rasch reagieren musste. Bei Linien welche aussergewöhnlich sind, muss man viel recherchieren und verschiedene Lösungen prüfen. Oft findet man nicht sehr schnell eine Lösung, ist aber trotzdem unter Druck, da man die Offerte dem Kunden zustellen will. Eine sehr anspruchsvolle aber tolle Arbeit.

An meinem zweitletzten Arbeitstag war ich am Morgen in der Seefracht im Team Key-Kunden und am Nachmittag im Team Import. Da es mein erster Tag in einer Seefrachtabteilung war, erhielt ich eine Einführung in die Seefracht mit den verschiedenen Containerarten und Grössen sowie einem Überblick über die Schiffsrouten, auf welchen die Container unterwegs sind. Anschliessend erklärte mir eine Mitarbeiterin den ganzen Ablauf beim Import. Am Nachmittag war ich im Team Seefracht Import. Dies ist für die Disposition der Zustellung zuständig. (Ab Hamburg Hafen bis zum Empfänger.)
An meinem letzten Arbeitstag war ich in der Seefracht Export Abteilung. Am Vormittag war ich im Team, welches ganze Container abwickelt. Die Inhalte stammen immer von der gleichen Firma und haben die gleiche Destination. So kann der Container beim Lieferanten beladen und beim Empfänger entladen werden. Am Nachmittag war ich im Stückgutverkehr. Den Stückgutverkehr braucht man, wenn ein Unternehmen nicht genügend Ware für einen ganzen Container zu füllen hat. Die einzelnen Stücke werden vom Spediteur gesammelt und in einen Hafen gebracht. Dort wird es von einer Agentur für Seefracht nach Destination sortiert und verladen. Am Destinationshafen muss der Container erneut geöffnet und die Ware zur Zustellung sortiert werden. Ansonsten sind die Abholung und der Transport gleich wie beim ganz Containerverkehr.

Freizeit:
In meiner Freizeit besuchte ich diverse Orte und Sehenswürdigkeiten im Vorarlberg. Dreimal war ich an einem Meeting des Rotaryclub Dornbirn, eines davon war ein Abendmeeting über Elektromobilität. Die Vorträge an den Meetings waren sehr spannend. Am Wochenende zeigten mir meine Verantwortlichen von Rotary den Vorarlberg. Sie nahmen mich mit an den Dreiländer-Marathon, besuchten mit mir ein Basketballspiel oder luden mich zum gemeinsamen Nachtessen ein. Nach der Arbeit verbrachte ich oft Zeit in der Stadt oder mit anderen Lehrlingen und Bewohnern, welche in derselben Unterkunft lebten.

Auswertung und Dank:
Die Arbeit in der Gebrüder Weiss GmbH hat mir sehr gefallen. Die Einblicke, welche ich in den drei Wochen erhalten habe, waren sehr interessant. Durch den Austausch habe ich die gesamte Logistikkette viel besser kennengelernt. Es war eine sehr tolle Erfahrung, da ich drei Wochen auf mich alleine gestellt war. Ich musste mich in einem fremden Land zurechtfinden. Dies war am Anfang nicht einfach, zeigte mir jedoch, dass man neuen Sachen gegenüber positiv eingestellt sein muss. Die Rotarier des Rotaryclub Dornbirn und alle Mitarbeiten des Austauschbetriebes Betreuung vor Ort waren sehr nett. Für die Erstellung meines Austauschprogrammes bedanke ich mich bei Frau Ritsch, Frau Tessadri und Frau Thaler. Spezieller Dank gilt Herbert Hug und Elmar Marent, welche sich um meine Unterkunft, mein Freizeitprogramm und mein Wohl gekümmert haben. Anna Schütz danke ich für die ganze Organisation von Seite visite. Zuletzt bedanke ich mich noch bei meinem Lehrbetrieb und der Austauschfirma, dass sie mir den Austausch überhaupt ermöglicht haben. Einen solchen Austausch empfehle ich allen, die sich gerne auf Unbekanntes einlassen, sich gut anpassen können und viel lernen wollen. Ich selbst würde den Austausch sofort wieder machen.