Rapport de stage

Evonica
Köchin

Austausch Pflegezentrum in Witikon/Riesbach, Schweiz nach Sölring Hof in Sylt, Deutschland

Mein Berufskundelehrer hat mir von der Möglichkeit erzählt ein Praktikum machen zu können im Ausland, bei dem man finanziell unterstützt wird und man sich bewerben müsste. Ich hab nur gedacht, mich nimmt man sowieso nicht auf, aber weil mir das trotzdem cool erschien, habe ich mich angemeldet und überraschenderweise Glück gehabt.

Die ganze Organisation lief zügig und einfach. Ich hab mir den Flug gebucht und wegen der Unterkunft musste ich mir keine Gedanken machen, weil die Personalzuständige im Söl'ring Hof hat sich darum gekümmert. Natürlich haben wir Kontakt aufgenommen, damit alles reibungslos lief. Ich war in einem Gästehaus mit eigenem Zimmer bzw. Wohnung und hatte eine Bäckerei, einen Lebensmittelmarkt, Bushaltestelle und den Strand vor meiner Nase.

Vom 13.02 bis 26.02 habe ich mein Praktikum im Söl‘ring Hof auf der nordfriesischen Insel Sylt absolviert. Der Söl’ring Hof verfügt über 15 Zimmer, Maisonetten und Suiten sowie ein sehr umfangreiches Gourmetrestaurant (2 Sterne im Michelin), Kaminbar, Weinkeller und separat buchbarem Port-Room. Meine Nervosität wie auch Freude dort zu arbeiten war gross, weil ich in einem Altersheim arbeite und es eine ganz andere Welt ist wie im Restaurant.

Zufälligerweise habe ich bei der Hinreise schon den Sterne-Koch Johannes King kennengelernt. Das hat mich noch nervöser gemacht, aber er ist ein unglaublich herzensguter und lieber Mensch. Schon bei meiner Ankunft auf Sylt wurde ich direkt ins Sol’ring Hof gefahren und konnte dort auch den Küchenchef Jan-Philipp Berner kennenlernen.

Das ganze Haus wurde mir vorgestellt und mir fiel auf, dass die Räume zwar viel kleiner sind als ich es mir sonst gewohnt bin, aber es erstaunt mich nichtsdestotrotz wie man es trotzdem schafft, das Beste herausholen zu können. Ganz speziell für mich war, dass es 2 Küchen gab. Eine offene Küche in der vor den Gästen gekocht wird und eine geschlossene Küche. Von einem Restaurantbetrieb habe ich erwartet, dass man ‘‘härter und lauter‘‘ miteinander umgeht, aber hier ist das nicht so. Alle gehen respektvoll miteinander um ohne schreien zu müssen. Alle Mitarbeiter, die ich dort kennenlernen durfte, sind äusserst freundlich, herzlich und hilfsbereit bei Fragen und Problemen. Die ganze Stimmung im Haus ist so ‘‘familiär‘‘ und nicht kühl. Es hat mich auch minim schockiert, dass die Küchenbrigade und das Serviceteam grösstenteils sehr jung sind, aber das gefiel mir.

Am nächsten Tag durfte ich auch im Restaurant ein mehrgängiges Menü degustieren, dass extra für mich kreiert wurde und damit ich mir vorstellen konnte, was auf mich zukommt und wie es bei Ihnen so aussieht. Die Gerichte stammen aus der Region, sind sehr kreativ angerichtet worden, aber genauso einfach zubereitet zum Teil und wirklich perfekt. Da kann man eigentlich nichts bemängeln.
Bei meinem ersten richtigen Arbeitstag hatte ich leider das Pech, dass ich Kreislaufprobleme bekommen habe und mir es gar nicht gut ging. Ich musste dann zu einer Ärztin und Sie hat mir Bettruhe verschrieben. Danach ging es zum Glück wieder.

Im Söl’ring Hof wusste man, dass ich im 3. Lehrjahr bin, somit musste man mir nicht unbedingt alles erklären, wenn es um beispielsweise Hygiene oder Arbeitssicherheit ging. Dafür habe ich viel Neues kennengelernt, was ich in meinem Betrieb nicht habe. Wir arbeiten nicht mit Jakobsmuscheln, Rindstatar, Austern oder Kaviar oder ähnliches. Fonds und Desserts waren alle selbstgemacht. Das war so toll und hat echt Spass gemacht.

Es gab noch viele andere Dinge, die ich noch nie gesehen habe oder kannte. Ich durfte in allen Bereichen tätig sein, vorwiegend auf dem Gardemanger und Entremetier Posten. Ich habe gemerkt, dass ein Thermomix ziemlich notwendig war dort.

Ab und zu hatte man etwas sprachliche Schwierigkeiten, aber die nimmt man mit Humor. Die Arbeitszeiten waren ziemlich erträglich. Ich habe entweder von 13 Uhr bis ca. 22 oder 23 Uhr gearbeitet oder von 9 Uhr bis 21 Uhr und konnte zwischendrin 3 Stunden in die Zimmerstunde.

Was für mich sehr mühsam war, war es alles ganz, ganz, ganz perfekt zu machen. Das war halt das Niveau vom Söl’ring Hof aber mit der Zeit ging es. Ich kann es natürlich verstehen, denn die Qualität muss immer gleich bleiben. Man durfte aber auch kreativ sein und ist immer offen für Ideen, wenn man sie sehr gut umsetzen kann.

Was für mich definitiv ersichtlich wurde ist, dass die Sterneküche schon ein Knochenjob ist, aber mit Leidenschaft, Disziplin und Kreativität zaubert man tolle Gerichte, was ich mit in die Zukunft nehme.

Ich bedanke mich bei Herrn Zeender, der mir dieses Angebot vorgestellt hat, Herr Hanselmann, Herr Wilhelm und Frau Stütz (bzw. visite), die sich so eingesetzt haben, dass das alles möglich sein konnte. Auch bei meinem Lehrbetrieb, der mir die Erlaubnis gab, mitzumachen. Nicht zu vergessen, das Söl’ring Hof selbst mit Ihrer grossen Geduld mit mir. Es ist nicht selbstverständlich, so etwas einfach so machen zu dürfen.

Auf jeden Fall würde ich dieses Erlebnis nochmals machen und bereue es auf keinen Fall, dass ich es gemacht habe. Die Erfahrung hat mir was gebracht und ich würde es jedem empfehlen.